Nach einem kleinen Frühstück am Nordostseekanal nehmen wir die Arbeit wieder auf. Man muss die face-to-face-Zeit ja auch ausnutzen. Bei solch einer idyllischen Aussicht fällt das aber gar nicht schwer!
Heute arbeiten Kerstin Kremer und ich an den Rückmeldungen zu einem Artikel. Gelegenheit über die Sinnhaftigkeit des Review-Prozesses nachzudenken.
Der Review-Prozess ist wichtiger Bestandteil der Qualitätssicherung in der Wissenschaft. Bevor Artikel publiziert und somit die Erkenntnisse der Community und auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, durchlaufen sie einen Gutachterprozess (Peer-Review). In der Regel fungieren dabei zwei bis drei Menschen, die auf dem jeweiligen Gebiet ebenfalls Expertise haben (sog. Peers), als Gutachter und fertigen Gutachten an. Sind die Methoden adäquat? Sind die Interpretationen zulässig? Welche Limitationen hat die Studie? All dies wird akribisch beurteilt. Deshalb ist es so wichtig, das Vorgehen bei einer Untersuchung gut zu dokumentieren und transparent darzulegen (siehe Teil II in einem vorherigen Post). Diese Gutachten dienen dem Herausgeber dazu, über notwendige Überarbeitungen bzw. Annahme oder Ablehnung des Beitrags zu entscheiden.
Dieses Vorgehen kann man wieder mit einem Kriminalfall vergleichen. Der Tathergang wird möglichst genau rekonstruiert, es werden Hypothesen über Verdächtige aufgestellt, die systematisch geprüft werden, bis nur noch eine sinnvolle Erklärung übrig bleibt. Wurden genügend Indizien und Beweise gefunden, muss man seine Theorie über den Tathergang vor Gericht verteidigen. Ob die Beweislage ausreicht, sauber gearbeitet und valide Schlüsse gezogen wurden, darüber muss dann ein Gericht als Instanz der Qualitätssicherung entscheiden. Die Gutachter sind quasi die Jury, die Herausgeber die Richter.
Sicherlich ist diese Vorgehensweise subjektiv geprägt und menschliche Urteile sind immer fehlerbehaftet, aber dieses Vorgehen ist momentan die beste Möglichkeit, die wir haben.
Sollte die Öffentlichkeit oder auch Schüler über dieses Verfahren Bescheid wissen? Ich finde, ja! Nur durch Kenntnis des Prozesses, kann man auch die Vertrauenswürdigkeit entsprechender Quellen adäquat einschätzen. Ausserdem gibt es Bestrebungen, das Review-Verfahren zu öffnen und somit hat auch die Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich aktiv an diesem Prozess zu beteiligen. Wie Lernende in diesen Prozess eingeführt und einbezogen werden können, hat meine Lieblingskollegin Yasmin Appelhans in einem Projekt eindrücklich gezeigt, indem Lernende als Reviewer für die Zeitschrift «Ich bin Meta» fungierten.